Tiere als kulturelles Erbe

Veranstalter
Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e. V. und das Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Veranstaltungsort
Hörsaal Zoologische Sammlung, Domplatz 4, 06108 Halle (Saale) und virtuell
Gefördert durch
Land Sachsen-Anhalt
PLZ
06108
Ort
Halle
Land
Deutschland
Findet statt
Hybrid
Vom - Bis
28.09.2023 - 29.09.2023
Deadline
20.09.2023
Von
Christina May, Beratungsstelle für Alltagskulturen unud Heimatpflege, Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e. V.

Symposium anlässlich des Doppeljubiläums des UNESCO-Übereinkommens zur Erhaltung Immateriellen Kulturerbes. Nach dem UNESCO-Übereinkommen sind die Rechte und der Status von Tieren bei einem Eintrag ins Verzeichnis wichtige Kriterien. Welche Formen des Tier-Mensch-Verhältnisses überdauern Generationenwechsel? Die Chancen und Konflikte, die in der Praxis und Reflexion von Kulturtechniken entstehen, sind Thema des Symposiums.

Tiere als kulturelles Erbe

Kulturelle Praktiken mit Tieren sind weit verbreitet, sei es, dass sie sich auf die Präsenz eines einzelnen Tieres wie das St.-Martins-Pferd konzentrieren, dass Vögel wie beim Finkenmanöver für einen Gesangswettkampf trainiert werden oder dass sie, wie beim Grabenfischen, der Jagd oder auch traditionellen Fleischgerichten nach traditionell festgelegten Vorgehensweisen gefangen und getötet werden. Gezüchtete Tiere wie das Harzer Höhenvieh besitzen eine lange Tradition, die durchaus auch unter Nachhaltigkeitsaspekten relevant werden. Das Finkenmanöver im Harz und das Brieftaubenwesen stehen auf der Bundesweiten Liste der UNESCO für Immaterielles Kulturerbe. Die Falknerei ist international als kulturelles Erbe verzeichnet.

Alte Traditionen entsprechen häufig nicht mehr dem aktuellen ethischen Verständnis und kollidieren mit dem Tierschutzgesetz. Ethische und juristische Fragen stellen sich für die Praxis und spätestens zur Bewerbung auf die Anerkennung einer Kulturform als Immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Tierethik und Tierschutz müssen im Bewerbungsantrag berücksichtigt werden. Unter theoretischer Fragestellung wird verhandelt, ähnlich wie bei Tieren im Theater, welchen Subjekt- oder Objektstellung die jeweiligen Tiere besitzen, als Individuen oder als Vertreter:innen einer Art. Werden Tiere als mitwirkende Akteur:innen, oder als Requisiten und Hilfsmittel eingesetzt?

Das Symposium „Tiere als kulturelles Erbe“ untersucht, was passiert, wenn Tiere Bestandteil menschlicher Kulturformen sind. Nach Halle (Saale) sind Vertreter:innen aus der Wissenschaft, der Beratungsstellen zum Immateriellen Kulturerbe oder aus Verbänden und Kulturträger:innen eingeladen, die vielschichtigen Themen aus Geschichte, Theorie und Praxis zusammenzutragen und zu diskutieren.

Die Tagung findet anlässlich des Doppeljubiläums des UNESCO-Übereinkommens zur Erhaltung Immateriellen Kulturerbes statt, das international seit 2003 und in Deutschland seit 2013 gilt. Sie wird organisiert vom Landesheimatbund Sachsen-Anhalt in Kooperation mit dem Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Für das Symposium bitten wir um Anmeldung.
Eröffnung, Film und Vorträge am Donnerstag, 28.9. sind öffentlich. Eine Teilnahme am Freitag, 29.9. ist auf Anfrage möglich. Die Tagung ist hybrid.

Anmeldung
bis zum 20.9. bei Steffi Halbauer, Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e. V. unter: info@lhbsa.de oder Tel.: 0345 292 86 14, Adresse: Magdeburger Str. 21, 06112 Halle.
Für die virtuelle Teilnahme wird nach der Anmeldung ein Link zugesendet.

Programm

Donnerstag, 28.09.2023

Einlass 16.15
16.45 Uhr Film von Andrea Graf (Landschaftsverband Rheinland)
„Mit Gebet und Gebell. Tiersegnung und -wallfahrt als religiöse Handlungen“, Film, 50 min. und Einführung von Andrea Graf
18 Uhr Begrüßung und Einführung
Dr. Sebastian Putz, Staatssekretär für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt
Dr. Frank Steinheimer, Leitung ZNS, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
John Palatini, Geschäftsführung Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e. V.
Dr. Christina May, Referentin IKE, Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e. V., Tagungskonzept

18:20 Uhr Prof. Dr. Barbara Wittmann (Europäische Ethnologie, Universität Bamberg):
Von Tauben, Pferden und Kühen – Perspektiven auf Mensch-Tier-Verhältnisse im Kontext von Immateriellem Kulturerbe

18:50 Uhr Dr. Martin Huth (Institut für Philosophie, Universität Innsbruck):
Die Ethik der Mensch-Tier-Beziehung und immaterielles Kulturerbe: Vom reflektierten Umgang mit (vermeintlichen?) Widersprüchen

19:20 Uhr Diskussion (Moderation Dr. F. Steinheimer, Dr. C. May)

19:45 Uhr freier Rundgang durch die Zoologische Sammlung
21 Uhr Schluss

Freitag, 29.09.2023

9:00 Uhr Vögel, Jäger, Hunde - Fallbeispiele

Dr. Julia Breittruck (Historisches Institut, Fernuniversität Hagen):
Vögel zwischen Natur und Kultur in der Frühen Neuzeit

9:15 Uhr Horst Rieche (Buchfinkengilde Harz, Hasselfelde):
Das Buchfinkenmanöver im Harz

9:30 Uhr Gerhard Teuber (Verband Deutscher Falkner Sachsen-Anhalt): Falknerei als Kulturerbe

9:45 Uhr Dr. Timm Schönfelder (Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa, GWZO, Leipzig):
Zwischen Blutsport und Biotoppflege. Zur Verortung jagdlicher Kultur seit dem 19. Jahrhundert

10:00 Uhr Jan Mohnhaupt (freier Autor, Magdeburg):
Blondi, Barry und die ,reißenden Bestien‘ – Hunde in Propaganda und Praxis des Nationalsozialismus

10:15 Uhr Matthias Dögel (Working Dog):
Gebrauchshundewesen als Immaterielles Kulturerbe

10:30 Uhr Diskussion

11:00 Uhr Pause

11:15 Uhr Immaterielles Kulturerbe an verschiedenen Orten
Carolin Pfeuffer (Institut f. Volkskunde, München):
Allgäuer Alpwirtschaft im Spannungsfeld zwischen Traditionen und Tierwohl
Manuela Klotzbücher (Institut f. Volkskunde, München):
Traditionelle Teichwirtschaft in Bayern – Zuchtkarpfen: Wirtschaftsfisch und namenloses Hofmitglied
Michael Weiß (Institut f. Volkskunde, München):
Kötztinger Pfingstritt – das Pferd als Brauchobjekt

11:45 Uhr Susann Thielecke (Züchterin, Tanne):
Das Harzer Rote Höhenvieh

12:00 Uhr Mahoutin T. Kossouho (Seminar für VKKG/FSU Jena):
Als das Wort zu Fleisch geworden ist – Über die Performativität der Sprichwörter mit Tierbild in der Tradition der Mahi Volksgruppe (Benin)

12:15 Uhr Diskussion

12:30 Uhr Mittagessen (auf Selbstzahlungsbasis in der Altstadt)
Tiere und Recht

13:30 Uhr Dr. Marco König (Tierschutzbeauftragter, Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt):
Tierschutz und Immaterielles Kulturerbe

13:45 Uhr Antje Reppe (ISGV, Dresden):
Fledermaus, Wanderfalke & Co – Tierschutz im Rahmen des Bergsteigens in Sachsen

14:00 Uhr Martin Gronau (Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin):
Tiere im Recht – das Beispiel der griechischen Antike

14:15 Uhr Dr. Lucky Ugbudian (Alex Ekwueme Federal University Ndufu-Alike, Ebonyi, Nigeria):
Animals as Cultural Heritage: Nigerian Experience

14:30 Uhr Diskussion und Pause

15.00 Uhr Postkoloniale Konflikte

Dr. habil. Anne Peiter (Universität von La Réunion):
Gewalt an Tieren. Gewalt an Menschen. Überlegungen zur Genozid-Prävention am Beispiel der Tier-Mensch-Beziehungen im Tutsizid in Ruanda

15:15 Uhr Dr. Renate Schafberg (Museum für Haustierkunde der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg):
Das Karakulschaf – Facetten einer Zuchtgeschichte

15:30 Uhr Diskussion / Ausblick

15:45 Uhr Schluss

16.15 Uhr Rundgang durch das Museum für Haustierkunde auf Wunsch

Kontakt

Anmeldung bis zum 20.9. bei Steffi Halbauer, Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e. V. unter: info@lhbsa.de oder Tel.: 0345 292 86 14, Adresse: Magdeburger Str. 21, 06112 Halle.

Programm und weitere Informationen: https://lhbsa.de/event/tiere-als-kulturelles-erbe/
Dr. Christina May, Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e.V.
Beratungsstelle für Alltagskulturen und Heimatpflege
Magdeburger Straße 21, 06112 Halle:
Telefon: 0345 292 86 14
E-Mail: may@lhbsa.de

https://lhbsa.de/event/tiere-als-kulturelles-erbe/